Montag, 20. November 2023 | Angela | Asien
Japan im Frühling während der Kirschblütenzeit zu bereisen ist schon eine atemberaubende Erfahrung. Und persönlich dachte ich, diese Erfahrung könnte nicht mehr übertroffen werden.
Japan während der Momiji zu bereisen, der Zeit in der sich die Blätter bunt färben, verleiht dem Ganzen jedoch eine mindestens ebenso berauschende Komponente.
Während man es im Frühling empfindet, als würde man durch eine Märchenwelt fahren, so kommt es einem jetzt im Herbst so vor, als würde man durch die Farbpalette eines Malers fahren.
Während der nächsten 14 Tage werden wir eine große Runde auf Japans Hauptinsel Honshū drehen. Von Tokio aus entdecken wir Städte wie Himeji, Kyoto Kusatsu und Nikko.
Ausnahmslos jeder in unserer internationalen Gruppe steht schon voller Vorfreude in den Startlöchern. An unserem ersten Fahrtag nutzen wir die Autobahn, um entspannt aus der Riesenmetropole Tokio hinaus zu kommen. In der Nähe Yokohamas, an der Küste befindet sich die kleine Insel Enoshima. Wir besuchen den dortigen Schrein und Tempel und genießen dabei ein erfrischendes Eis. Danach geht es weiter zur bekannten Mazda und Izu Skyline und zur Ashinoko und Hakone Skyline. Auf unzähligen Kurven genießen wir die schöne japanische Landschaft. Der heutige Fahrtag endet in Shimoda auf der Halbinsel Izu, in einem tollen Hotel hoch oben auf einem Felsen.
Ohaio gosei mas - Guten Morgen auf japanisch! Und so ist es auch, die Sonne scheint bereits und schickt uns schon früh aus den Federn. Das ist auch gut so, denn wir haben auch heute einiges vor. Wir schrauben uns Motorradfahrend auf der spiralförmig verlaufenden Straße über zwei Stockwerke nach oben und fahren dann auf kleinsten und kurvigsten Sträßchen weiter durch die japanischen Wälder. Bereits bei unserer ersten Pause heute Morgen bekommen wir Japans heiligen Berg zu Gesicht. Wow, welch tolle Aussicht! Gepaart mit Vorfreude, denn nach der folgenden Fahrt über die Ashinoko Skyline werden wir diesen Tag mit einer Fahrt auf den Mount Fuji beenden.
Der heutige Fahrtag wird etwas für Freunde der schmalen und kurvenreichen Bergstraßen sein. Die meisten Menschen denken zunächst an viel Verkehr, wenn sie die Kombination Japan und Motorradfahren im Kopf haben. Das mag sicher auch für einige Gebiete Japans richtig sein. Die Realität auf unserer Tour liegt jedoch darin, dass wir mit unseren Motorrädern für einen Großteil des Tages in den bewaldeten Bergen des Landes verschwinden, die sich von Nord nach Süd quasi durch das Zentrum Japans ziehen. Dort lässt sich der wirkliche Fahrspaß Japans finden!
Heute morgen war frühes Aufstehen angesagt. Von Hammamatsu dauert es seine Zeit, bis wir am Cape Irago angekommen sind. Der Grund für unsere frühe Anreise ist die Fähre, die uns von dort auf die andere Seite nach Tobe hinüber bringt.
Von Tobe aus fahren wir zunächst auf dem Pearl Road Drive entlang der Küste weiter. Das Mittagessen in dem typisch japanischen Restaurant erfreut jeden von uns. Es schmeckt einfach lecker.
Leider beginnt es nachmittags stärker zu regnen, so dass wir leider von den kleinen Nebensträßchen zurück auf die Hauptstraße wechseln müssen und dann auf kürzester Strecke direkt in unser heutiges Hotel fahren. Das stört aber niemanden groß, denn es erwartet uns ein sehr schönes Hotel mit einem wunderbaren Onsen.
Der heutige Tag ist dem Thema Religion in Japan gewidmet. In Japan dominieren Shinto und Buddhismus. Wir verlassen am Morgen Kumano und die Südostküste Japans um zunächst über die kurvenreiche Koya-Ryujin Skyline nach Koyasan zu fahren. Koyasan ist eines der größten spirituellen Zentren Japans. Aber dennoch ist es nicht überlaufen, da es sich ziemlich weit oben in den Bergen befindet, und nur wirklich Interessierte den Weg hierher finden.
Nachdem wir dort einige der Tempel besucht und zu mittag gegessen haben, fahren wir auf der Autobahn nach Kyoto. Wenn man unterwegs den Blick von der Autobahn umherschweifen lässt, wird einem bewusst, was man sich zuvor gar nicht vorstellen konnte: die beiden Städte Osaka und Kyoto sind so groß, dass weder Anfang noch Ende der beiden zu unterscheiden ist.
Auf Reisen mit Offenheit den Dingen zu begegnen lohnt sich immer. Dass dies stimmt, konnten wir am heutigen Rasttag unter Beweis stellen.
Wir verließen morgens kurz nach dem Frühstück unser Hotel im Norden Kyotos. Für unsere Gäste sind die Sehenswürdigkeiten hier alle neu. Aber auch wir wollten dieses Mal etwas Neues entdecken.
In Kyoto gibt es den Goldenen Tempel. Wie wir festgestellt haben, gibt es tatsächlich auch einen Silberenen Tempel. Und diesen wollten wir natürlich auch kennenlernen. Vom Silbernen Tempel aus kann man im Anschluss auf dem 'Philosopher's Path' weiter Richtung Stadtmitte laufen.
Nach einer kurzen Taxifahrt kommen wir zum Ryozen Kannon, einem gigantischen Budda, und zum Kōdai-ji Tempel. An letzteren grenzt ein kleiner Bambuswald an, den wir natürlich auch durchstreift haben.
Der krönende Abschluss des heutigen Sightseeingprogramms war unser Besuch des Nishiki Markts, zu dem wir über das Gion Viertel gelaufen sind, dem Viertel, in dem die Geishas zu Hause sind. Dort fanden wir eine sehr schöne Überraschung: Wir wollten unbedingt wissen, wass genau es denn mit so einem Streichelcafé auf sich hat und sind direkt an einem vorbeigekommen. Was für eine schöne Erfahrung!
Fürs Abendessen hat der Großteil der Gruppe ein Teppanyakirestaurant gewählt.
Nach unserem Rasttag in Kyoto sind wir gut ausgeruht und wieder am Start. Wir setzen unsere Motorradtour durch Japan zu unserem nächsten Ziel fort: Himeji Stadt. Der Grund, warum wir dort früh ankommen wollen, ist die dortige Burg Himeji Castle. Sie wird auch "Die Weiße Reiher Burg" genannt.
Auf dem Weg dorthin wollen wir aber nicht nur Kilometer fressen, sondern auch ein paar schöne Kurvenstrecken entdecken. Nördlich von Kyoto bieten die abgelegenen schmalen Waldstraßen einen guten Kompromiss zwischen Motorradfahren und so viel wie möglich von Japans Kultur sehen zu können.
Wir machen uns bereit für einen langen Fahrtag, an dem es hauptsächlich fahrerische Highlights zu erleben gibt. Wir sind schnell aus Himeji draußen und wechseln auf schnellstem Wege von der Südostküste an die Nordwestküste Japans.
Nach dem Mittagessen fahren wir die kurze Passstraße hinauf zum Parkplatz der Mikata 5 Lakes. Von hier aus geht es mit einem kleinen Sessellift ganz hinauf auf die Spitze des Berges. Was man vom Parkplatz aus gar nicht vermutet: Von hier oben aus hat man eine fantastische 360° Rundumsicht auf die 5 unterschiedlich gefärbten Seen, die der Passstraße ihren Namen geben. Aufgrund ihres unterschiedlichen Salzgehaltes fällt auch die Farbe des Gewässers unterschiedlich aus.
Den Rest der zweiten Tageshälfte fahren wir entlang der schönen Küstenstraße vorbei an Fukui. Ein filmreifer Sonnenuntergang begleitet uns fast bis zu unserem Hotel in Awara.
Das einzig sichere am heutigen Morgen war, dass es noch für eine Weile weiter sehr stark regnen würde. Und weil wir wussten, dass unser heutiger Fahrtag ein kurzer sein würde, konnten wir das Hotel in Awara ganz entspannt etwas später verlassen.
Zunächst stand der Besuch des bekannten Zenklosters in Eiheiji auf dem Plan, am Nachmittag dann - sofern es das Wetter erlaubt, werden wir über den einzig befahrbaren Strand in Japan brausen. Drückt uns die Daumen, dass es aufhört zu regnen.
Wir befinden uns in Nanao auf der Noto-Halbinsel. Wir haben hier heute unseren zweiten Rasttag auf Tour. Hier wollen wir unbedingt diese schöne Halbinsel mit dem Motorrad erkunden. Gleich morgens fahren wir entlang der Westküste nach Wajima. Dort besuchen wir einen kleinen traditionellen Betrieb, der Gegenstände wie Essschalen und -stäbchen, Tische uvm. mit dem natürlich hier vorkommenden Lack beschichtet.
Danach umrundeten wir weiter die Insel und besuchten die fotogenen Reisterrassen. Fast an der Spitze der Halbinsel hielten wir für ein leckeres Mittagessen.
Den Abschluss der heutigen Rasttagsrunde bildete der Fotostopp bei dem riesigen Felsen "Mitsuke Island".
Frisch ausgeruht satteln wir am Morgen nach unserem Rasttag wieder unsere Stahlrösser und reiten weiter Richtung der Japanischen Alpen.
Zu den niedrigeren Temperaturen gesellt sich am Morgen Regen, so dass wir uns zunächst für die kürzere Route entscheiden. Highlight des heutigen Tages sind die reetgedeckten Häuser Shirakawagos. Das Tal, das zu diesem Ort führt ist heutzutage auf einer gut ausgebauten Straße zu erreichen. Das war jedoch nicht immer so. Lange Zeit war dieses Gebiet nur unter erschwerten Bedingungen zu erreichen und sorgte für Abwanderung in größere Orte. Um zu verhindern, dass dieses Kulturgut verschwindet, wurden die Häuser Shirakawagos zum Weltkulturerbe erklärt.
Unser heutiges Tagesziel Hirayu befindet sich bereits mitten in den japanischen Bergen.
Die kühlen Temperaturen des Vortages und der Wetterbericht haben es uns schon erahnen lassen. Bestätigung fanden wir dann am Morgen, als wir die Vorhänge in unserem Zimmer aufzogen - hier oben in Hierayu hatte es über Nacht geschneit. Zwar nicht besorgniserregend viel, aber dennoch so viel, dass wir uns zunächst Gedanken darüber machten, die Abfahrtszeit etwas zu verschieben. Dies war schlussendlich aber gar nicht nötig, da alle Straßen frei und sehr gut befahrbar waren.
Ganz im Gegenteil boten sich uns unterwegs immer wieder wunderschöne Aussichten auf die verschneite Landschaft.
Relativ zügig führe unsere Route über mehrere Tunnels hinunter ins Tal. Unser Highlight des Tages war der Besuch der Wasabifarm. Fast jeder kennt Wasabi. Er ist ein Verwandter des Meerrettichs und bringt beim Verzehr mindestens ebenso viel Schärfe in Nase und Stirn wie Meerrettich.
Auf kurvenreicher Strecke erreichen wir heute Kusatsu, den Ort Japans, der für seine heißen Quellen berühmt ist. Hier sprudelt das natürliche Vulkanwasser so heiß aus der Erde, dass der Ort von hohen Dampfsäulen umgeben ist.
Obwohl die Berge auch hier in Kusatsu ebenfalls schneebedeckt sind, denken wir keine Sekunde an Weihnachten und das Christkind. Dafür ist aber jeder Tag, den wir hier in Japan mit unseren Motorrädern verbringen dürfen, ein Geschenk.
Zunächst fahren wir heute Morgen wieder in tiefere Regionen. Selbst die Fahrt hinauf zu den beiden Vulkanen Mt. Haruna und Mt. Akagi bringt uns nicht mehr in so große Höhen, so dass das Wetter der beiden vergangen Tage im wahrsten Sinne des Wortes „Schnee von gestern“ ist.
Da die japanische Panoramastraße aufgrund des Schneefalls heute ebenfalls nicht befahrbar ist, begeben wir uns auf die alternative Route, die mit ihren extrem kurvigen Streckenabschnitten ein äußerst kurzweiliges Vergnügen bietet.
Den Abschluss des heutigen Fahrtages bildet das Kurvenrondell in der Nähe des Chuzenji Sees. Der Traum eines jeden Motorradfahrers sind die beiden Strecken bergauf und bergab. Obwohl zweispurig, verlaufen die beiden Straßen jeweils nur in eine Richtung. Wir können uns also ganz unbeschwert und ohne Gegenverkehr voll aufs Fahren konzentrieren.
Unser letzter Fahrtag ist angebrochen, was aber natürlich nicht bedeutet, dass wir schnurstracks nach Tokio zurückfahren würden. Natürlich gibt es auch am letzten Tag unserer fantastischen Tour durch Japan noch einiges zu sehen und zu erleben!
Man glaubt es kaum, aber heute Morgen finden wir uns direkt nach der Ausfahrt unseres Hotels auf einer der schönsten Fahrstrecken wieder, die mit lauter japanischen Ahornbäumen gesät ist. Obwohl die kurvenreiche Bergstraße dazu einlädt, möchten wir gar nicht so schnell fahren. Die Farbenpracht noch einmal an uns vorbei rieseln zu lassen, ist einfach zu schön.
Die anschließende inoffizielle Rennstrecke, bekannt aus dem Initial D Anime Comic, ist ein Leckerbissen für den begeisterten Motorradfahrer. Fahrerisches Geschick ist hier gefragt.
Über Nebenstraßen gelangen wir nach Motegi. Hier besuchen wir die berühmte Doppelrennstrecke Motegi Twin Ring. Eine geführte Tour durch den Tower und die Boxengasse gibt unserem Besuch den besonderen Touch. Wir erfahren, dass die Teams, die sich gerade in den Paddocks befinden, normalerweise niemanden hinein lassen. Aber für uns machten sie eine Ausnahme und wir durften die Boliden exklusiv und ganz aus der Nähe betrachten! Was für eine Ehre! Wir waren alle höchst begeistert!
Abschließend warfen wir natürlich noch einen Blick in die Honda Collection Hall, die sich ebenfalls auf dem Gelände der Rennstrecke befindet.
Im Herbst wird es zwar relativ früh dunkel in Japan. Wer hätte gedacht, dass gerade diese Tatsache (die wir sonst vermeiden) uns den vermutlich spektakulärsten Zieleinlauf bieten würde, den man sich wünschen kann. Allein Tokios Skyline im Sonnenuntergang zu sehen, war schlichtweg der Hammer! Als aber dann noch Mount Fuji im Abendrot hinter den Wolkenkratzern auftauchte, waren wir komplett hin und weg! All dies während wir im zwar dichten, aber äußerst ordentlich verlaufenden Verkehr in die größte Metropole der Welt zurückkehrten. Leider konnten wir diese Szene während der Fahrt nicht per Foto festhalten. Dies bleibt somit eines der zu entdeckenden Geheimnisse für alle, die zukünftig diese unglaubliche Tour erleben möchten.